Nachdenken statt „querdenken“
Gesundheit
Das Sars-CoV-2-Virus ist hochinfektiös. Seit dem Ausbruch sind in Deutschland über 65.000 Menschen an bzw. mit dem Virus gestorben. In Weimar sind über 90 Tote zu beklagen. Klinik- und Pflegepersonal, Ärzte und Gesundheitsämter arbeiten seit Monaten jenseits der Belastungsgrenze. Das sind Fakten.
Dem zum Trotz und Hohn leugnen und bagatellisieren „Querdenker*innen“ immer noch die Gefährlichkeit der Krankheit.
Die Missachtung der gesundheitlichen Schutzmaßnahmen gefährdet uns alle.
Demokratie
Die „Querdenker“-Bewegung stellt sich als besorgt um unsere demokratischen Grundrechte dar und behauptet, diese zu verteidigen. Das Argumentationsmuster ist dabei immer gleich: Zuspitzen und Verengen („Corona-Diktatur“), Verallgemeinern („Corona-Maßnahmen töten“), eine „Verfassungskrise“ herbeireden und daraus ein vermeintliches Widerstandsrecht ableiten, durchaus auch gewalttätig.
Dabei stilisieren sich die so argumentierenden als Opfer, perfiderweise auch in der Tradition der Widerstandskämpfer im Dritten Reich („Jana aus Kassel“). Ziel dabei ist, die liberale demokratische Verfasstheit der Bundesrepublik und ihre Institutionen grundsätzlich in Frage zu stellen. Das hat nichts mit dem „Schutz der Demokratie“ zu tun.
Die Schutzmaßnahmen werden von gewählten Volksvertretern beschlossen. Jeder Person stehen die Zugänge zu den frei gewählten Vertretern offen, um Probleme, Nöte und Vorschläge einzubringen. Regierungsmaßnahmen können gerichtlich überprüft werden. Kundgebungen und Versammlungen sind unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen möglich.
Öffentliche politische Diskussion ist nach wie vor nicht eingeschränkt - von „Diktatur“ keine Spur.
Verschwörungsideologien und Rechtsextremismus
Verschwörungsideologien sind keine legitimen politischen Erklärungsmuster, sondern höchst gefährlich. Die Suche nach Sündenböcken und vermeintlichen Strippenziehern für komplexe, gesellschaftliche Zusammenhänge ist oftmals Teil eines antisemitischen Weltbilds, bzw. richtet sich gegen angebliche "Eliten". Verschwörungsideologien bieten eine Möglichkeit, Unsicherheit zu kompensieren: Durch die Flucht vor der Realität in ein Verschwörungsdenken und durch die Rebellion gegen die, die man als Verursacher seiner eigenen Ohnmacht ausmacht.
Man inszeniert sich, als leide man unter Demonstrationsverboten, die nicht existieren, oder als werde man durch eine Weltverschwörung unterdrückt, die es nicht gibt.
Die tatsächliche Gefahr eines potenziell tödlichen Virus hingegen wird geleugnet und so von der realen (!) Ohnmacht abgelenkt.
Setzen die Pandemieleugner ihre aktuelle Situation dann noch mit dem Schicksal der Opfer der beispiellos grausamen NS-Diktatur gleich, wird "Widerstand" gegen das "System" gefährlich legitimiert und die NS-Verbrechen sträflich verharmlost. Dies spielt Rechtspopulisten in die Hände.
Die extreme Rechte hat längst erkannt, dass die Verschwörungserzählungen von „Querdenken“ mit dem von AfD, Identitären & Co. befeuerten rechten Mythos vom „Großen Austausch“ kompatibel sind. Es ist die Einstellung, deren tödliche Gefahr in Kassel, Halle und Hanau offen zutage tritt.
Organisierte Rechtsextreme mobilisieren zu Querdenken-Demos und treten dort sichtbar auf. Aktive Abgrenzung und Ausschlüsse finden selten statt. Neonazis, Antisemit*innen und Rassist*innen wird eine Bühne geboten.
Die oft mangelhafte Durchsetzung der Versammlungsauflagen durch die Polizei verleiht ihnen zusätzlich Selbstbewusstsein und ein Gefühl der Akzeptanz und Stärke. Pandemieleugner*innen werden Teil des Rechtsrucks in der Gesellschaft.
Selbstverständlich müssen die Corona- Maßnahmen kritisch hinterfragt werden.
Ihre Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit gehört immer wieder auf den Prüfstand.
Nur gemeinsam, mit Vernunft, Verantwortung und Zusammenhalt können wir durch die Krise kommen.
Bleiben Sie konstruktiv engagiert, lassen Sie sich nicht von rechten Demagogen einfangen.
Weitere Informationen finden Sie unter diesem Link.